Alpen Bergwanderung Riesenfernergruppe

Zusammen mit einigen Freunden, die bereits in den letzten beiden Jahren Erfahrungen in den Alpen sammeln konnten, haben wir uns in den Nationalpark Hohe Tauern gewagt und einige Gipfel der Riesenfernergruppe erklommen – oder versucht zu erklimmen. Das Wetter dazu war durchwachsen aber akzeptabel. Drohende Gewitter vor allem zum späten Nachmittag der ersten Tage hatten die Routenplanung vor Ort erschwert. Es war jedoch nicht so schlimm, dass wir Alternativrouten für unsere Hüttentour hätten wählen müssen oder ein Abbruch ernsthaft in Frage gekommen wäre. Die Zeichen standen also gut für die wackeren sechs Gefährten, wie wir allgemein hin genannt worden sind. Okay, das ist geflunkert, aber egal: Für Rohan!

Fuer-Rohan

Route

Da vier von uns im Alpenverein sind und damit die Panorama Zeitschrift erhalten, haben wir uns an eine dort vorgestellte Route gehalten. Diese wurde von den erfahreneren Alpensympathisanten als „für alle schaffbar“ eingestuft, nachdem in den Vorjahren durchaus überraschend kritische Wander- bzw. Bergtourstellen aufgetaucht waren. Ich selbst war zum ersten Mal dabei und hätte trotzdem nicht mit teilweise solch respekteinflößenden Stellen gerechnet. Aber ich habe auch einige typische Anfängerfehler gemacht: Zu viel Gepäck, suboptimales Schuhwerk. Neben den kritischen Momenten vor allem am Schneebigen Nock (3358 m) gab es zahlreiche Panorama-Highlights. Persönlich zählte dazu vor allem der Malersee und der Arthur-Hartdegen-Weg.

Hier die Eckpunkte der Route:

Tag 1: Antholz Obertal (1418 m) –> Riesenfernerhütte (2791 m)
Tag 2: Fernerköpfl (3249 m) –> Schneebiger Nock (3358 m) –> Malersee –> Kasseler Hütte (2276 m)
Tag 3: Individuell z.B. Hochgall (3436 m) / Antholzer Scharte (2814 m) –> Kasseler Hütte (2276 m)
Tag 4: Arthur-Hartdegen-Weg –> Lenkstein (3237 m) –> Rosshornscharte –> Neue Barmer Hütte (2591 m)
Tag 5: Jägerscharte (2939 m) –> Almerhorn (2986 m) –> Obersee/Staller Sattel (2074 m) –> Antholzer See (1641 m) –> Antholz Obertal (1418 m)

Hier geht es zur Beschreibung der Route aus dem Panorama Magazin: Hüttenrunde – Durch die Riesenfernergruppe

Bergwanderung Tag 1:

Riesenfernerhuette-Besprechung-mit-Wirt

Mit 45 Minuten Verspätung ging es um 2:45 Uhr in Leipzig los Richtung Italien nach Antholz Obertal, wo wir unser Auto gegen 14 Uhr am Nachmittag abgestellt haben. Der Aufstieg zur Riesenfernerhütte war sehr herausfordernd, da sehr steil und da wir uns an die bevorstehenden Strapazen mit 20kg Gepäck erst gewöhnen mussten. Insgesamt haben wir ca 1450 Höhenmeter in relativ kurzer Zeit gemeistert, was mit Wetterumschwung von Sonne zu Regen und den glitschiger werdenden steinigen Aufstieg ziemlich Kräfte zerrend war, aber auch sehr schön. Untergebracht waren wir in einem Lager für sieben Personen, relativ eng aber ausreichend. Besonders die warme Dusche war Gold wert, kam allerdings 3€. Für Alpenvereinmitglieder kostete die Nacht 13€, sonst 17€. Am Abend erklärte uns der Wirt, dass wir zur Kasseler Hütte entweder über den Schneebigen Nock oder den Magerstein gelangen können. Ersterer sollte nur mit Klettersteig zu bewältigen sein, da es bei dieser Bergtour auf dem Grat über 300m in die Tiefe gehen soll. Letztere sei dafür einfacher. Beide führen zum selben Ziel. Falls es bereits am Anfang zu krass sein sollte, kann man ohne großen Umweg noch den anderen Pfad einschlagen. Da für den Nachmittag Gewitter angesagt waren, mussten wir uns auf ein frühes Aufstehen einstellen. Am Gipfel des Schneebigen Nocks „möchte man nicht in ein Unwetter kommen. Wenn am Berg etwas schief geht, dann finden die Menschen stets Ausreden wie das schlechte oder überraschende Wetter oder die schlechte Sicht und sind nie selbst Schuld“, so der Wirt und Bergretter weiter. Jeder oder jede Gruppe ist für das Risiko selbst verantwortlich und muss das vorher realistisch einschätzen können. Übrigens ist eine Bergtour schwieriger als eine Bergwanderung, da es teilweise keine befestigten Wege gibt, Kletterpassagen beinhalten kann und eine wesentlich höhere Trittfestigkeit erfordert. Bei dem Weg über den Schneebigen Nock handelt es sich um eine Bergtour.

Bergtour Tag 2:

Schneebiger-Nock-Gratwanderung

6.15 Uhr klingelte der Wecker in unserem Lager und es ging scharf los. Christian und Peter frühstückten in unserer Unterkunft, Florian ist Anti-Frühstück-Sympatisant, der Rest snackte draußen bei Kaffee und Kohlenhydratspender. Das Wetter war anfangs super und wir kamen gut voran. Die erste richtige Herausforderung stellte der Klettersteigweg zum Schneebigen Nock. Nachdem ich meinen Rucksack nochmal umgeschichtet hatte und ein paar Proviantstücke an Christian und Sascha weitergeben konnte, um meinen Körperschwerpunkt nach vorn verlegen zu können, ging es los. Mit 2 Karabinern haben wir uns Abschnitt für Abschnitt der mit Drahtseil gesicherten Klettersteig-Bergtour sichern können. Pünktlich mit Ankunft auf dem Gipfel fing das Wetter an umzuschlagen. Der Weg zur Kasseler Hütte war als Gratwanderung deklariert und zumindest für mich als Bergtouranfänger sehr Respekt einflößend. Links und rechts ging es mehrere hundert Meter nach unten (Video). Die durch Hagel und Regen glitschig gewordenen Geröllsteine waren eine Herausforderung für sich. Letztendlich sind wir aber gut und sicher, wenn auch im Regen angekommen. Unsere Sachen konnten wir im Trockenraum entfeuchten. Nach ein paar Runden Skat und/oder einem Mittagsschläfchen folgte das bis dato kulinarisch-panormische Abendbrot-Highlight. Kein Regen und die ganze Gruppe fand sich draußen ein, um so viele kg Proviant/Last wie möglich zuvernichten. Zum Abschluss wurde der Abend bei einem Grog eingeleitet. Zitat des Abends für die Planungsvorschläge des nächsten, individuell gestaltbaren Tages: „Du kannst mit Sascha und Peter ins Verderben rennen (–>Hochgall) oder mit uns zur Antholzer Scharte“ (Christian).

Bergwanderung Tag 3:

Weg-zum-Malersee

An diesem Tag hatte sich die Gruppe zum ersten Mal geteilt. Peter und Sascha, unsere beiden Alpin-Pros haben sich an den Hochgall gewagt. Dazu mussten sie zeitig aufbrechen, da nach den Vorgaben des Alpenvereins 5h für den Aufstieg und 3h für Abstieg einkalkuliert werden. Das wäre an sich kein Problem, aber wie schon die Tage zuvor war nach dem Mittag Gewitter angesagt. So haben sie sich den zudem schweren Anstieg bis auf 300 Höhenmeter zum Gipfel vorgekämpft, bevor sie vorsichtshalber den Rückweg angetreten sind. Der Rest der Gruppe hat einen chilligen Tag verbracht. Zuerst am wunderschönen Malersee mit einem ergibigen Streifzug durch das umliegende an Rohan erinnernde Land und zum Schluss dem Aufstieg zur Antholzer Scharte, welche wir leider kurz vor dem Ziel aufgrund erster Unwettervorzeichen (#donner) abrechen mussten. Trozdem konnten wir vorher viele Kaffee- und Teepausen mit wechselndem wunderschönen Panoramablick einlegen und die Landschaft ohne großen Marschdruck genießen. Letendlich blieb das Wetter größtenteils stabil und beide Gruppen haben sich etwas geärgert, dass sie den Rückweg aufgrund der Vorwarnungen abgebrochen haben. Aber so ist das halt am Berg, besser Vorsicht als Nachsicht. Schließlich sind bei Unfällen am Berg so gut wie immer die Menschen selbst Schuld, nicht der Berg, das Wetter, die schlechte Sicht etc, wie uns der Wirt und Bergretter am ersten Abend erklärt hatte. Weise Worte (#Lernerfolgskontrolle).

Bergwanderung/Bergtour Tag 4:

Der vierte Tag war einer der längsten. Viele km und Höhenmeter mussten auf dem Weg zur Neuen Barmer Hütte überwunden werden. Das war anfangs überhaupt kein Problem. Denn die Wanderung hatte schönes Wetter und den Arthur-Hartdegen-Weg zu bieten. Wunderschöne Aussicht, das Pfeifen der Murmeltiere, das Überqueren einige Gletscher-/Gebirgsbäche und das Rasten auf einem einladenden Hochplateau vor dem anstrengenden Aufstieg zum Gebirgskamm standen auf dem Programm. Die Gruppe kam gut voran und die weiten Schneefelder am Ende konnten ohne große Schwierigkeiten bewältigt werden. Oben angekommen entschieden wir uns nach kurzer Unterhaltung mit einem Wanderer den Abstecher auf den Lenkstein zu machen, um einen weiteren Gipfel unserem Portfolio hinzufügen zu können. Unser Gepäck ließen wir für den insgesamt vielleicht 30-40 minütigen Umweg zurück und konnten so das leichte Klettern ohne Ballast genießen. Es macht definitiv einen großen Unterschied. Danach folgte ein weiterer Abstieg zur Rosshornscharte, nach der ein kurzes Stück Klettersteig-Passage folgte. Unserer Klettersteigsets haben wir dafür nicht extra angelegt, da die Stelle auch gut ohne zu meistern war. Zwei Freiwillige des Deutschen Alpenvereins haben zudem die Drahtseilsicherung an dem Stück erneuert. Danach ging es weiter hinab, was dann doch auf etwas Unmut bei den wackeren sechs Wanderern gestoßen ist, da wir deutlich unter die Höhe der Neuen Barmer Hütte gefallen waren und alle irgendwie nur noch ankommen wollten. Ein Stück vor dem letzten Anstieg waren die Grundmauern der alten Barmer Hütte zu sehen, die vor einiger Zeit von einer Lawine zerstört worden war und an einem geschützteren Ort wieder errichtet worden ist.

Arthur-Hartdegen-Weg

Bergwanderung Tag 5 -Abstieg:

Rückblickend verging die Zeit wieder wie im Flug. Der Rückweg zu den Autos stand bevor. Dazu mussten wir zuerst noch einmal hinauf zur Jägerscharte, wo wir unser Gepäck wieder einmal liegen ließen um einen Gipfel zu erklimmen. Diesmal war es das Almerhorn. Danach ging es abwärts bis zum Obersee, von dort über den Staller Sattel, vorbei am Antholzer See zurück zum Parkplatz. Alle waren etwas geschafft von den letzten Tagen und freuten sich auf unsere Talunterkunft in St.Jakob, um noch ein paar entspannte Tage mit Skat, Doppelkopf, Lesen, Film schauen, viel Essen und dem einen oder anderen Bier/Wein zu verbringen, bevor die Gemeinschaft vorerst zerbricht. Pläne für das folgende Jahr wurden aber bereits geschmiedet.

Video kritische Stelle am Schneebigen Nock

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Runimago.de erschienen. Das Projekt wurde inzwischen beendet.

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2 Gedanken zu „Alpen Bergwanderung Riesenfernergruppe“

    • Hallo,
      nein, Steigeisen haben wir nicht gebraucht. Da hatten wir bei der Routenplanung extra drauf geachtet und in der Beschreibung der Tour beim Alpenverein stand das auch so. Allerdings weiß ich nicht genau, ob sich das im Spätsommer/Herbst ändern könnte, wenn die Temperatur anfängt zu fallen und die Schneefelder möglicherweise vereist sind.
      Hoffe ich konnte helfen,
      viele Grüße und eine schöne Tour!

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